Die einfachen Verhältnisse, unter denen ich in Malawi einen Monat im Jahr lebe, sind für mich schon normal: Ohne Strom, ohne fließend Wasser, prekäre sanitäre Anlagen und kaum Satellitenempfang. Dafür klauen die Affen meine Erdnüsse und ab und zu haben wir eine Schlange im Klo.

Malawi-Einsatz April 2019
In der Praxis, zusammen mit allen Mitarbeitern

Aber die Arbeit in Malawi ist für mich sehr bereichernd und befriedigend. Zu meinen Aufgaben gehören die Behandlung von Patienten, das Unterrichten und die Supervision von ausgebildeten Community Health Workers (Dorfgesundheitshelfer). 2004 wurde ein Ausbildungsprojekt für Community Health Worker eingeführt, mit dem Ziel, medizinische Versorgung auch in sehr abgelegene Dörfer zu bringen. Derzeit sind 30 Community Health Worker im Programm, die in 30 Dörfern akute Krankheiten wie Fieber, Durchfall und Verletzungen versorgen. Nun gilt es diese Dorfgesundheitshelfer in ihrer Arbeit zu unterstützen, sie mit Fortbildungen und medizinischem Material zu versorgen, damit sie weiter für ihre Gemeinden sorgen können. Daher biete ich jedes Jahr während meines Aufenthaltes ein Thema zur Weiterbildung an und entwerfe einen Unterrichtsplan, der während meiner Abwesenheit von einheimischen Homöopathen durchgeführt wird. Während meines letzten Einsatzes habe ich psychische Erkrankungen durchgenommen, eigentlich ein Tabuthema. Aber Aufklärung und der richtige Umgang damit sind ein wichtiger Schritt, um Betroffenen zu helfen und Aberglauben zu entkräften. Menschen mit psychischen Störungen werden oft aus der Gemeinschaft ausgestoßen, anstatt behandelt zu werden. Sie irren dann halb verhungert und verwahrlost auf staubigen Straßen umher. Die Auszubildenden waren sehr interessiert, denn jeder kannte zumindest ein oder zwei Personen in ihrem Dorf oder Umgebung, die als „mad“, also verrückt, bezeichnet werden. Mit ihrem neu erworbenen Wissen können sie nun Fälle mit Depressionen, Ängsten oder Wahnvorstellungen erkennen, die Familien aufklären und helfen den Betroffenen in ein Krankenhaus zu überweisen.

Malawi-Einsatz April 2019
Mit unserem malawischen Homöopathen und seiner Frau

An unterrichtsfreien Tagen arbeite ich in der homöopathischen Praxis. Mit Hilfe eines Übersetzers behandeln wir bis zu 30 Patienten am Tag mit tropischen Krankheiten wie Malaria, Bilharziose oder tropischen Geschwüren, auch Würmer, Hauterkrankungen und Verletzungen. Außerdem Unterernährung (vor allem Eiweißmangel), Epilepsie und Schlaganfall. Auch Schlangenbisse und Hundebisse sind keine Seltenheit. Krankheiten, die wir auch hier haben: Asthma, Augenentzündungen, Rheuma, Kopfschmerzen, Durchfall und Fieber, sind auch in Malawi alltäglich. Als Geschenk von zufriedenen Patienten bekomme ich immer wieder mal ein lebendes Huhn, einen Korb mit Süßkartoffeln oder einen Sack Erdnüsse geschenkt.

Malawi-Einsatz April 2019
Das gespendete Verbandsmaterial ist angekommen!

Es ist sehr erfreulich zu sehen und ich bin sehr stolz darauf, dass unsere ausgebildeten einheimischen Homöopathen die Praxis während meiner Abwesenheit völlig selbstständig führen und auch mit komplizierten oder langwierigen Fällen sehr gut umgehen können. Außerdem hat es mich bei meinem letzten Aufenthalt besonders gerührt zu sehen, dass nicht nur unsere Mitarbeiter/Innen uns schon über viele Jahre treue Dienste erweisen, sondern auch die Patienten! Ich habe letztes Jahr mehrere Patienten behandelt, deren Karteikarten im Jahr 2004 angelegt wurden. Das bedeutet dass diese Patienten uns seit 16 Jahren treu sind! Man kann wirklich sagen, dass sich die homöopathische Praxis sehr gut etabliert hat, denn mittlerweile kommen sogar Patienten aus der Stadt bis zu uns in den Busch, um sich behandeln zu lassen. Das ist Nachhaltigkeit und Hilfe zur Selbsthilfe!“